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Premiere "Womit haben wir das verdient" in der Lichtburg Essen

QUELLE: https://www.waz.de/kultur/womit-haben-wir-das-verdient-gekonnte-multikulti-satire-id216258385.html

 

ESSEN.   Verhüllungskomödie mit Widerhaken: Der Film „Womit haben wir das verdient?“ zeigt, was passiert, wenn die eigene Tochter zum Islam konvertiert.

 

Das dürfte der Albtraum aller bürgerlichen, eher linksliberal eingestellten Eltern sein. Plötzlich steht ihre Tochter Nina vor ihren getrennt lebenden Eltern und trägt einen Hidschab. Während Wanda und Harald hoffen, dass das alles nur ein Witz ist, verkündet das sechzehnjährige Mädchen, dass sie zum Islam konvertiert ist und nun Fatima heißt, wie die Lieblingstochter des Propheten.

Ein Schock, der vor allem Wanda, eine für die Gleichberechtigung kämpfende Chirurgin, trifft, die sich selbst als feministische Atheistin versteht. Mehr jugendliche Rebellion ist kaum mehr möglich. Plötzlich sehnt sich Wanda sogar die Zeiten zurück, in denen Nina Alkohol bis zum Umkippen getrunken und Joints geraucht hat.

 

Gummibärchen führen direkt in die Hölle

 

Natürlich schießt die von Chantal Zitzenbacher gespielte Nina in Eva Spreitzhofers satirischer Komödie „Womit haben wir das verdient?“ gehörig übers Ziel hinaus. Es ist nicht nur ihre neue, möglichst viel verhüllende Kleidung. Sie teilt nun mit dem Furor einer Fundamentalistin in „halal“ und „haram“, rein und unrein, ein. Selbst dem knapp zehnjährigen Sohn des neuen Lebensgefährten ihrer Mutter verkündet sie ohne zu zögern, dass in der Hölle landet, wer Gummibärchen isst. Aber letztlich geht Nina nur zu weit, weil auch ihr ganzes Umfeld ständig zu weit geht. Wanda, die bei Caroline Peters zur emotionalen Drahtseilkünstlerin wird, die zwischen blindem Aktionismus und beleidigtem Schmollen pendelt, steht ihrer Tochter im Prinzip in nichts nach. Sie predigt Toleranz und wird selbst intolerant, sobald jemand ihre Wertordnung in Frage stellt.

Eva Spreitzhofer spielt mit den Konventionen der vor allem in Frankreich und Deutschland so populär gewordenen Culture-Clash- und Multikulti-Komödien. Auch sie spießt genüsslich ein ums andere Vorurteil über Linke und Muslime, über Patchwork-Familien und katholische Hochzeiten, über Feministinnen und machtbewusste Männer, auf. Aber anders als in Filmen wie „Monsieur Claude und seine Töchter“ oder „Willkommen bei den Hartmanns“ lösen sich die Konflikte in „Womit haben wir das verdient?“ nicht in allgemeinem Wohlwollen auf. Selbst das obligatorische Happy End hat noch seine Widerhaken.

 

Doppelter Blick auf Macho-Welten

 

Der Islam ist mit seinen vielen Geboten, die das Leben der Frauen bis in die intimsten Bereiche hinein regeln und beschränken, ein leichtes Ziel für Wandas Angriffe. Aber spätestens, als sie bei einer Besprechung des OP-Plans miterleben muss, dass ihre männlichen Kollegen kein Problem damit haben, wenn Patienten nur von Männern operiert werden wollen, lösen sich all ihre liberalen Illusionen in Luft auf.

Insofern hat der Albtraum aller Eltern für Eva Spreitzhofer auch etwas Klärendes. Aus der witzigen Satire über die Splitter im Auge der anderen wird so eine bittere Komödie über den Balken im eigenen.

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