Auszug aus der WAZ vom 04.03.22 (https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/gelsenkirchen-artistik-musik-das-bietet-cirque-bouffon-id234712905.html)
Gelsenkirchen: Artistik, Musik - das bietet Cirque Bouffon
Cirque Bouffon: Das ist mehr als Zirkus. Das ist Artistik, ist Schauspiel, ist Musik, ist Tanz – und vor allem: Das ist wieder in Gelsenkirchen. Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause schlägt der Zirkus der etwas anderen Art sein Zelt wieder vor dem Gelsenkirchener Musiktheater auf. Ab der kommenden Woche wartet er auf Besucher.
Mittlerweile ist der Cirque Bouffon ein guter, alter Bekannter in Gelsenkirchen. Zum ersten Mal gastierte die Truppe um Direktor Frédéric Zipperlin im Jahr 2015 auf dem Platz vor dem Musiktheater – seitdem war der Zirkus in jedem Jahr zu Gast. Bis die Corona-Pandemie ausbrach: 2020 war der Aufbau schon geplant gewesen, als es in den ersten Lockdown ging. Auch im vergangenen Jahr ließ die Pandemie keinen Zirkus zu – umso mehr freuen sich alle Beteiligten, dass sie mit dem Programm, das schon für 2021 geplant war, jetzt nach Gelsenkirchen kommen.
Am 9. März feiert der Cirque Bouffon Premiere in Gelsenkirchen
Das Zelt – weithin sichtbar – steht schon, die letzten Vorbereitungen laufen. Am kommenden Mittwoch, 9. März, feiert das Programm „Bohemia“ Premiere. Bis zum 3. April wird es dann von mittwochs bis sonntags mindestens einmal am Tag zu sehen sein.
Die Besucherinnen und Besucher sollen in eine „poetische Traumwelt“ entführt werden, beschreibt der französische Regisseur Frédéric Zipperlin. „Bohemia ist ein buntes Kaleidoskop an Eindrücken, Bildern und Emotionen“, sagt er. Der Name soll eine Hommage an die Gründerväter der Bohème, die aus Böhmen stammenden Roma darstellen, und gleichzeitig auch eine ganz eigene Lebensart beschreiben: Die einer Subkultur intellektueller Randgruppen, der Maler, Dichter und Literaten, der Unangepassten und der gemeinsam geteilte Wunsch, bürgerliche Werte, die als einschränkend erlebt werden, zu überwinden.
Ein Caravan steht im Mittelpunkt – und geht in die Luft
Unangepasst ist auch der Cirque Bouffon, der auf die französische Tradition des „Cirque Nouveau“, des „neuen Zirkus“, zurückgeht. Bekanntester Vertreter dieser Strömung ist sicherlich der „Cirque du soleil“, mit dem auch Zipperlin einige Jahre durch die Welt getourt ist. So setzt auch der Cirque Bouffon etwa auf eine Dramaturgie, die sich wie ein roter Faden durch das Programm zieht: „Wir bieten nicht nur eine Abfolge von Zirkusnummern“, sagt Zipperlin, „wir erzählen eine Geschichte.“
Im Mittelpunkt steht – im wahrsten Sinne des Wortes – ein Caravan, der sich um 360 Grad drehen und sogar fliegen kann. Wer schon einmal im Cirque Bouffon war, weiß, dass man als Zuschauer sehr nah dran am Geschehen ist – „diese Form der Intimität ist uns wichtig“, betont Zipperlin. 400 Menschen passen ins Zelt – „das erlaubt auch die Coronaverordnung“, sagt Manager Daniel Witzke. Es gelten allerdings die 2G-Regeln: Besucherinnen und Besucher müssen geimpft oder genesen sein, auch am Platz besteht Maskenpflicht.
Akteure kommen auch aus Russland und der Ukraine
Das Ensemble des Cirque Bouffon besteht aus Artistinnen und Artisten aus acht Nationen. Wobei die Bezeichnung „Artist“ zu kurz gegriffen ist: Die Akteure zeigen nicht nur, was sie am Trapez oder auf dem Hochseil können, sondern greifen auch immer wieder zu ihren Instrumenten, zu Akkordeon, Geige, Saxophon oder Tuba.
Verantwortlich für die Musik ist der ukrainische Komponist Sergej Sweschinski. Weil zur Truppe auch Künstlerinnen und Künstler aus Russland gehören, stellt sich die Frage, ob die jüngsten Ereignisse, der Einmarsch Russlands in die Ukraine, dabei eine Rolle spielt. Doch sowohl Sweschinski als auch Zipperlin schütteln energisch mit dem Kopf. „Wir sind alle Kollegen“, sagt Sweschinski. „Wir können doch nichts für die Idioten, die Politik machen. Im Zirkus gibt es keine Grenzen.“
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