Die Band All Our Friends Are Dead polierte beim Konzert in Gelsenkirchen alte Schätze auf. Womit ein Junge (11) auf der Bühne überraschte.
Diese sieben Herren im gesetzten Alter haben sich ausnahmsweise nicht zu einem Trauergottesdienst in der Heilig-Kreuz-Kirche eingefunden. Der Name der Band All Our Friends Are Dead (Alle unsere Freunde sind tot) würde dafür sprechen. Außerdem haben sie ihr erstes Album „The Last Album“ und das folgende „Final Tour“ genannt. Aber dafür sind diese Cover-Rocker richtig fit und krönen ihren zweieinhalbstündigen Auftritt mit einer ausgedehnten Zugabe.
Die buerschen Altrocker können sich auf ihre Fangemeinde verlassen, die Kirche ist proppenvoll. Wieder einmal, denn vor ziemlich genau einem Jahr waren sie zuletzt hier, die oben auf der Bühne und wohl auch die unten. Musik aus der Zeit „als wir noch Haare hatten“ versprechen sie, und sicher sein kann man, dass Frontmann Thomas Erkelenz immer wieder mit Kalauern zwischen den Stücken Überleitungen parat hat.
So beruhigt er zunächst einmal: „Wir haben keine Schmerzen. Aber auch noch keine Ergebnisse“, was aus der zweiten Reihe mit Thomas Gebh am Bass, Benni Korn, Percussion, und Uli Diestelhorst am Schlagzeug die Frage provoziert: „Ist ein Arzt anwesend?“.
In der Gelsenkirchener Kirche wird geblödelt und kokettiert
Vorne blödeln mit Erkelenz seine Co-Gitarristen Peter Weinzierl und Uwe Ziborski sowie am Klavier Bastian Korn und kokettieren über das Alter, Vergesslichkeit, Sponsoring von Physiotherapeuten und schwindende Haarpracht. Um dann mit virtuoser Beherrschung ihrer Instrumente Songs aus den 1960er Jahren zu interpretieren, denn schlichtes Nachspielen lässt sich dieses Covern bestimmt nicht nennen.
Was allein Thomas Erkelenz seiner Akustik-Gitarre zumutet und aus ihr an Variationen herausholt, wird selten so praktiziert. Die Gitarren wechseln in der Präsenz mit Piano und Gesang ab, und dabei bleiben alle geradezu beeindruckend gelassen und konzentriert. Das ist ein wahrhaft eingespieltes Team.
Schwer zu sagen, wie alt die ältesten Songs sind, die All Our Friends Are Dead an diesem Abend liefern, wie tief sie in der Mottenkiste wühlen und Schätze entstauben und aufpolieren. Stevie Wonder kommt da hervor mit „Isn’t She Lovely“, James Taylor mit „How Sweet It Is To Be Loved By You“, 10cc mit „I’m Not In Love“ und Albert Hammond mit „It Never Rains In Southern California“. Da fällt sogar der Applaus zwischen den Stücken fast bedächtig aus.
Bei der Zugabe in Gelsenkirchen geben sie noch einmal Vollgas
Immerhin, der Mann am Klavier stupst die Erinnerungen an. „Wer 1977 den ersten Rockpalast gesehen hat“, und viele lachen. Ob sie aber die Gruppe Little Feat und ihren damaligen Titel „Dixie Chicken“ wirklich noch im Ohr hatten? Geschenkt.
Die „Oppas“ haben auch noch einen Stargast oder Gaststar, kündigt Erkelenz vor der Pause an. Dabei kennen ihn die eingeschworenen Anhänger, denn Philipp Hasenkox war mit der Band schon vor eben diesem einen Jahr dabei. Und der Elfjährige erntet mit Gitarre und Gesang („Ironic“ von Alanis Morissette) einen großen Applaus. Vater Helmut, auch Geschäftsführer der Emschertainment GmbH, bekennt strahlend: „Ich bin stolz wie Oskar.“
Das dürfen auch die „Oppas“ sein, die zweieinhalbstündigen Gig mit einer Zugabe krönen. Über zehn Minuten geben sie Vollgas mit „Oye Como Va“ und „Black Magic Woman“ von Santana. Da meint man, Carlos Santana auf der E-Gitarre zu hören. Dabei liegt Woodstock nicht einmal 60 Jahre zurück.
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