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GEspaña 2025 - Das Flamenco-Festival in GE-City

QUELLE: https://www.waz.de/lokales/gelsenkirchen/article409158335/gespaC3B1a-wie-spanien-urlaub-fuer-drei-tage-in-gelsenkirchen.html

 

GEspaña: Wie Spanien-Urlaub für drei Tage in Gelsenkirchen

 

Gelsenkirchen. Das Straßenfest zieht die Besucher an: Spanische Klänge, Gerichte und Getränke finden bis in den späten Abend ihre Fans.

 

Wenn „Ola!“ die häufigste Begrüßung ist statt „Glückauf“, wenn Paella und Tapas die Currywurst auf dem Teller ablösen, San Miguel statt Veltins im Bierglas und Rot und Gelb vorherrschen statt Königsblau und Weiß, dann knubbelt sich ganz Gelsenkirchen in der City, ob nun tatsächlich aus Spanien stammend oder doch nur Einheimischer mit einem Faible für Essen, Musik und ein Stück Kultur von der iberischen Halbinsel. Das Stadtfest GEspaña beherrscht das lange Wochenende mit dem Brückentag.

 

Es ist wie einmal im Jahr, wie ein Urlaub in Spanien, ob Festland oder Balearen und Kanaren, als ob alle zur Hauptsaison gebucht hätten. Und wie im Urlaub gilt: Hauptsache, das Wetter spielt mit. Das tut es, allein widrigen Prognosen zum Trotz. Dabei folgt auf eine Eröffnung bei gut 17 Grad, geradezu ideal zum „Aufwärmen“ als zweiter Tag der Samstag mit Programm schon ab 12 Uhr eben auch eine drückende Schwüle, bei der eher die Kaltgetränke statt des vollmundigen Rotweins auf der Hitliste stehen.

 

Die eingängigen Rhythmen haben eine Hitliste

 

Ganz selbstverständlich und wie nebenbei mischt sich bei diesem Gelsenkirchener Spanienfest auf der Getränkekarte in die spanische Staffel aus San Miguel, Desperados und Corona auch der Gerstensaft des türkischen Getränkekonzerns Efes. Die spanische Lässigkeit trifft auf die deutsche Zuverlässigkeit, zur offiziellen Eröffnung auf der zweiten Bühne auf dem Neumarkt mit dem kleineren Weindorf macht die Nachricht unter den Gastronomen die Runde: „Lebensmittelkontrolle unterwegs“. Aber Neudeutsch: Alles „taco“, auch ohne gerollte Tortilla. Das wäre ja auch mexikanisch.

 

Überhaupt mischen sich hier unbemerkt und dafür um so anheimelnder die Strömungen und Einflüsse. Denn der zugegeben mehr als eingängige Musiktitel „Bamboleo, bambolea“, der hier ständig gespielt wird, ist ein Mix aus traditionellem Flamenco mit afro-kubanischen Rhythmen und modernem Pop - und ist nebenbei auch ein Geschicklichkeitsspiel. Die berühmten Gipsy Kings stammen übrigens aus Frankreich, haben aber sehr wohl familiäre Wurzeln in Spanien. „Bamboleo“, übersetzt etwa „schwanken“ oder „wackeln“, wurde seit der Entstehung in den 1980er Jahren x-fach gecovert und dient so oder so als Partysong. Gute Laune ist bei aller Liebe zum künstlerischen Original schließlich nicht ehrenrührig.

 

Flamenco hat längst seinen Weg hierher gefunden

 

„Volare“, das hier fast genau so gern mitgesungen wird, stammt dagegen aus Italien, und „Despacito“ aus der GEspaña-Hitliste vom puerto-ricanischen Sänger Luis Fonsi kam im Winter 2016 heraus, um dann als Sommerhit gefeiert zu werden. Der Flamenco, der hier in wohl sämtlichen Erscheinungsformen musikalisch und tänzerisch das bunte Bild bestimmt, muss auf verschlungenen Pfaden von Sinti und Roma nach Spanien gelangt und hat dort die Kultur der „Gitanos“ mit geprägt. Kein Wunder, dass er in Gelsenkirchen seinen Niederschlag auch im Lalok, dem LadenLokal für praktisch alles wie Kultur, Kinder- und Jugendarbeit, Essen, Trinken, Theater und Tanz vor allem in Flamenco-Gruppen gefunden hat.

 

Mitten im Trubel steht Citymanagerin Angela Bartelt, Managerin bei der City Initiative Gelsenkirchen e.V., die GEspana zum Stadtfest entwickelt hat. Der Startschuss war exakt am 30. Mai 2013. Über ein paar Jahre lief diese „Fiesta“ noch als „3spaña“ in Zusammenarbeit mit den Nachbarstädten Essen und Bochum.

 

 

Etwa im Minutenabstand klingelt ihr Smartphone. In diesem Jahr habe es neue und umfangreiche Auflagen gegeben, erzählt sie, gerade was den Ordnungsdienst und die Absperrungen angeht. „Wir haben noch mehr Security-Mitarbeiter ständig vor Ort, dazu weitere praktisch auf Abruf“, freundlicherweise haben sich Hilfsorganisationen und auch die beteiligten Gastronomen bereit erklärt, mit ihren Fahrzeugen die Seitenstraßen und Zufahrten abzusichern. „Natürlich in Absprache mit Polizei und Feuerwehr, weil die Rettungswege zur Verfügung stehen müssen.“ Auch das habe die Kosten für drei Tage GEspaña „kräftig“ in die Höhe getrieben, trotz der dankenswerten Unterstützung durch die Stadt, umschreibt sie.

 

Insgesamt etwa 70 Künstlerinnen und Künstler, über 15 Bands und damit etwa fünf bis sieben pro Tag stemmen das Non-Stop-Programm auf den beiden Bühnen am Heinrich-König-Platz und auf dem Neumarkt, überschlägt sie, gar nicht eingerechnet, was als Kinderprogramm in der Bahnhofstraße und auf dem Bahnhofsvorplatz angeboten wird.

 

Die überwiegend spanischen Biere werden an den zahlreichen Ständen ab 4,5 Euro, Tapas in allen Spielarten mit Oliven und spanischem Schinken ab 4,5 Euro, als gemischten Teller zwischen 10 und 12,5 Euro. Besonders gern gewählt werden frittierte Sardinen, die können aber auch filetiert in Sherryessig genossen werden. Safrangelbe Paella geht für rund 12,5 Euro über den Tresen, Geschirr und Besteck gibt‘s überall gegen Pfand, selbstverständlich wiederverwendet.

 

Schwedische Klopse sind es dann doch nicht

 

A pro pos international: An einem der Tische, bei der Schwüle des Samstags günstig im frischen Windkanal zwischen den Pagodenzelten platziert, will einer der Besucher von der Nachbarin wissen, ob die Klößchen auf dem Teller womöglich „Köttbullar“ seien. Entrüstet stellt die klar: „Nein, das wäre ja Schwedisch. Albondigas mit viel Olivenöl.“

 

Drei Tage Cityfest, das stimmt am Rande auch nur bestimmt, denn in den Ankündigungen ist die „Begegnungsveranstaltung“ am Vorabend, dem Himmelfahrtstag, im AWo-Zentrum an der Paulstraße durchgerutscht. In dem unglaublichen spanisch-Gelsenkirchener Netzwerk aber erreichte die vierstündige bunte Feier selbstredend trotzdem ihre Fans, die alte Schule konnte kaum den Besucherstrom fassen.

 

Ein Geburtstagsständchen und besonderes Lob erhielt an diesem Abend der „GEspaña-Erfinder“ zu seinem 70., Manfred Fokkink. Und dort zeigte unter anderem auch eine ukrainische Tanzgruppe zu spanischen Klängen erstmals ihr Können. Das bunte Puzzle rund um Gespaña wächst von Jahr zu Jahr.

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